Das Geheime Tarot

Lange Jahre war es recht ruhig um die Kunst des Kartenlegens. Vereinzelt hörte man zwar von einzelnen Personen, welche zu einer Hellseherin oder einer Zigeunerin gingen und sich dort die Tarot-Karten legen liessen. Doch meist wurde dies nur hinter vorgehaltener Hand erzählt. Doch das scheint nun vorbei zu sein: in vielen Zeitungen, am Radio und sogar im Fernsehen sieht und hört man fast täglich vom neuen Boom des Kartenlegensder oder das Tarot - beide Formen sind gebräuchlich - ist ein Kartenorakel, das in seiner heutigen Struktur seit dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Seither besteht es aus 78 Karten, die sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: in eine Gruppe von 22 Karten, die man die Grossen Arkana (lat. Geheimnisse) nennt und in die 56 Karten der Kleinen Arkana. Während sich die Grosse Arkana aus 22 Einzelmotiven zusammensetzt, ist die Kleine Arkana in vier Serien oder Farbsätze unterteilt: in Stäbe, Schwerter, Kelche und Münzen.

 

Die Geschichte des TarotTarot (maskulinum oder neutrum) ist ein 78-Blatt-Kartensatz, mit dem verschiedene Kartenspiele gespielt werden, die Tarot oder auch Tarock heißen. Die Karten werden, meist in speziellen Ausführungen, auch als Deutungswerkzeuge benutzt. Zusätzlich zum üblichen 52-Karten-Blatt enthält der Kartensatz des Tarot vier Reiter/Ritter (eingeordnet zwischen Bube/Page und Dame/Königin), einen Joker/Narren und 21 Trumpfkarten. Mit diesem Deck, einer Variante ohne esoterische Symbole, wird das in Frankreich weit verbreitete Tarot (Kartenspiel) gespielt, das von seiner Entstehungsgeschichte her als eines der ältesten in Europa gelten kann. Es gibt sehr viele Varianten dieses Spiels. Einige davon sind in Italien und Österreich als Tarocchi oder Tarock bekannt, in der Schweiz als Troccas. Das bayerische Tarock stammt eventuell von einem ähnlichen Spiel ab, unterscheidet sich heute aber beträchtlich davon und ähnelt eher dem Schafkopf und dem Skat.

 

Die Geschichte der Tarotspielkarten war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts mit der des als Deutungswerkzeug benutzten Tarots identisch. Seitdem enthalten Decks, welche explizit als Deutungswerkzeuge gedacht sind, zunehmend symbolische Inhalte.

 

Bekannter als das Kartenspiel ist in Deutschland die Nutzung des Tarots zu spirituellen, esoterischen, psychologischen und divinatorischen (wahrsagerischen) Zwecken. In diesem Zusammenhang wird das Tarot (oder nur die großen Arkana) oft auch als Initiationsweg verstanden.

 

Spielkarten sind in Europa seit dem Ende des 14. Jahrhunderts bekannt, wie sich aus urkundlichen Erwähnungen von 1367, Bern, und etwas später ergibt. Sie scheinen sich sehr schnell über ganz Europa verbreitet zu haben, wie man aus Erwähnungen schließen kann, die sich meist auf Verbote des Kartenspiels beziehen. Über die Gestaltung und die Anzahl dieser Karten ist nur wenig bekannt, wesentliche Information allein gibt ein Text des Johannes von Rheinfelden 1377 aus Freiburg im Breisgau, der neben anderen Versionen als grundlegendes Spiel das immer noch geläufige 4x13-Blatt nennt, wobei hauptsächlich König, Ober und Unter ("Marschälle") als Hofkarten genannt werden, aber Damen oder Königinnen auch schon bekannt sind.

 

Es wird vermutet, dass zunächst aus der islamischen Welt im 14. Jahrhundert ein Satz von 52 Spielkarten nach Europa kam, der aus vier Farben bestand und den Karten der kleinen Arkana entspricht. Die Herkunft der 22 Karten der großen Arkana ist keineswegs "ungeklärt" (widersprüchlich zu vielen Internet-Verlautbarungen und Tarotbüchern), sondern in vielen Details dokumentiert und bekannt (mehr als bei manchen anderen Objekten, deren Herkunft als "geklärt" betrachtet wird). Viele Esoteriker glaubten, dass dieser (mit oder ohne kleine Arkana) auf ägyptischen und/oder hebräisch-kabbalistischen Weisheitslehren beruhen, und einige vermuteten sogar den Ursprung des Tarots in Atlantis. Dafür gibt es jedoch keine Beweise.

Aus dem Visconti-Sforza Tarot
Aus dem Visconti-Sforza Tarot

Der Name Tarot (auch Taraux oder Tarocchi) erscheint im Jahre 1505 parallel sowohl in Frankreich als auch in Italien in Ferrara - das zu dieser Zeit (Mailand ist von 1500-1512 durch Frankreich besetzt) politisch zur Seite Frankreichs gehört.Angeblich wies der französische Gelehrte Wilhelm Postel im 16. Jahrhundert darauf hin, dass die vier Buchstaben T-A-R-O auf einer Kreislinie geschrieben ein Endloswort ergeben: T-A-R-O-T. Starten wir bei R, erhalten wir R-O-T-A, was entweder lateinisch Rad heißt oder auch der Begriff für das höchste römische Gericht in der katholischen Kirche (römische Kurie) ist, welches ein ordentliches päpstliches Gericht für Berufungen in kirchlichen Prozessen darstellt und sich vorwiegend mit Ehesachen beschäftigt (nach dem Rad-Mosaik des Sitzungssaales). Entgegengesetzt der Lesrichtung ergeben sich die Worte T-O-R-A, welches das heilige Buch unter anderem im Judentum ist oder O-R-A-T, was für die Glaubensrichtlinie der christlichen Religionen steht (lat.: er/sie/es betet). Bei dieser Geschichte ist zu bemerken, dass es bislang anscheinend keinen Hinweise darauf gibt, dass die französische Schreibform "Tarot" schon existierte - ohne eine Existenz derselben wäre aber Postels angebliche Bemerkung einigermaßen sinnlos.

 

In der Debatte bei Trionfi.com um diesen Punkt in der deutschen Wikipedia wies John Meador auf ein Zitat von Michael Dummett, der seinerseits den Kartenforscher Allemande zitierte: "The reimposition of the tax in 1622 evoked a new protest from the maistres et ouvriers de cartes et tarotz of Lyons in 1623, which says that many had left for Switzerland and Besancon in order to escape the new tax, and, in particular, that the Duke of Savoy had lured many cardmakers to Turin and Chambery. The Lyons cardmakers, more fortunate that their colleagues in Rouen, succeeded in getting the tax annulled for Lyons in 1623.<D'Allemagne vol. I, pp. 297-8, vol. II, pp. 244, 246, 492, 502.> Their statutes were revised in 1650; article 9 continued to refer to taros. < Ibid., vol. II, p. 258>." -Michael Dummett: Game of Tarot, 1980, p. 204. <Dummett italicises that last word: taros>Ross Caldwell notierte: "The Key diagram appears only in the 1646 A. von Frankenberg edition of Postel's "Clavis"; it does not appear in any edition published in Postel's lifetime (first ed. 1547) (Wicked Pack of Cards, pp. 173-174)." und wies auf John Meador's Darstellung im Jahre 2003 [http://www.tarotforum.net/showthread.php?t=16389 (see post number 8 in particular)].

 

Weit vor diesem Zeitpunkt (die oben genannte Jahreszahl 1505, in der Taraux und Tarocchi, nicht aber Tarot erwähnt wird) sind jedoch schon sehr viele Tarotkarten und Tarot-ähnliche Kompositionen entweder als tatsächliche Spielkartenblätter oder durch Dokumente belegt - nur die Bezeichnung "Tarot" fehlte. Stattdessen wurde der Begriff „Trionfi“ benutzt (in unterschiedlichen Formen - triumphi, ludus triumphorum etc.). Das älteste "Trionfi-Spiel" (es wurde allerdings erst im Jahre 1449 so genannt) entstand im Zeitraum 1418 - 1425, vermutlich 1424/1425 und war zugleich das vielleicht teuerste aller Zeiten und kostete 1500 Dukaten (dieser Preis wird 1447 genannt). Es ist von drei verschiedenen Quellen belegt (einem Begleitbuch, das spätesten 1425 verfaßt wurde, das das Spiel beschreibt, einem Brief von 1449, der Erwerb und Versand des Spiels zum Gegenstand hat und der Notiz in einer Vita des Filippo Maria Visconti 1447, der den unglaublich anmutenden hohen Preis nennt. Das Spiel hatte (vermutlich) insgesamt 60 Karten, und 16 von ihnen zeigten griechische Gottheiten und damit keineswegs Motive, die man generell den Tarotkarten zuordnet. Der Maler ist bekannt: Michelino da Besozzo, den manche seiner Zeitgenossen für den besten Maler ihrer Zeit hielten. Das Spiel selbst ist verloren (mehr).Die älteste Benutzung des Wortes "Trionfi" in Zusammenhang mit Spielkarten ist für Februar 1442 in Ferrara belegt, als der Maler Sagramoro (schon vorher mit Spielkartenaufträgen beschäftigt), Geld für die Produktion von vier Trionfi-Blättern empfing [1]. Ein anderes früheres Dokument vom 1. Januar 1441 benutzt den Ausdruck "Trionfi" noch nicht, es scheint sich beim produzierten Gegenstand (Sagramoro ist wieder der Maler) aber um 14 spezielle Karten zu handeln, die "Trionfi-Karten-Charakter" haben [2]. Im Oktober 1441 wird eine Trionfi-Karten-Produktion zu einer Hochzeit vermutet - diese Karten haben sich teilweise erhalten (67 Karten) und befinden sich heute im Cary-Yale-Museum (als Visconti di Modrone oder Cary-Yale-Tarocchi bezeichnet)[3] [4]. Es hatte - soweit erkennbar - nur teilweise Trumpf-Motive, die im sogenannten Standard-Tarot benutzt werden und es wich von der Standard-Struktur ab (es gab zusätzliche Hofkarten, weibliche Pagen und weibliche Ritter). Aus spezifischen Gründen wird vermutet, dass dieses Spiel eine 5x16-Struktur hatte (mehr).Ein weiteres Spiel (Brera-Brambilla-Tarocchi) ist ebenfalls dieser frühen Periode zuzuordnen, da sich aber nur 2 Trümpfe erhalten haben, liefert dieser Fund nur wenig Informationen.In allen dieser frühen Erwähnungen und noch vorhandenen Produkte (1424/1425 und 1441/1442) ist entweder der Mailänder Herzog Filippo Maria Visconti (1392 - 1447) verwickelt oder dessen Tochter Bianca Maria, die im Winter 1440/1441 zu einem 1/2-Jahres-Besuch in Ferrara weilte [5] und anscheinend die Spiel- und Gestaltungs-Idee nach dorthin transportierte.

 

Nach diesen frühen Erwähnungen folgen weitere Dokument-Notizen zu Trionfi-Spielen erst im Jahre 1450 und kurz darauf, dann aber gehäuft und gleich an mehreren Orten parallel (aus diesem Zusammenhang kann vermutet werden, das das eigentliche Tarotspiel in diesen beiden fürstlichen Familien - Este in Ferrara und Visconti in Mailand - seinen Anfang fand).1450 wird es für Mailand, Ferrara und Florenz erwähnt und im Jahre 1452 zeigt Sigismondo Malatesta (Rimini) Interesse. Ein überliefertes Spiel, das sogenannte Pierpont-Morgan-Bergamo-Tarocchi (auch Visconti-Sforza-Tarocchi) wird dem Jahr 1452 zugeordnet und es diente lange als Argument, dass das Tarotspiel jetzt nun vollständig sei. In der Komposition fehlen nur 4 Karten insgesamt und von 22 Sonderkarten nur 2 - man nahm an, dass 4 Karten verlorengingen (Von den Originalen befinden sich 35 in der Pierpont-Morgan Library, 26 in der Accademia Carrara, 13 in der privaten Sammlung der Familie Colleoni in Bergamo (Der Teufel, der Turm, die Drei der Schwerter und der Ritter der Münzen fehlen).

 

Nähere Analysen ergaben jedoch, dass dieses Spiel von 2 verschiedenen Künstlern produziert wurde, 6 der 20 Trumpfkarten stammen von anderer, späterer Hand. Lange Zeit hat man diesen Umstand mit "verloren gegangen" und "ersetzt" interpretiert ... heute tritt als alternative Ansicht daneben, das es nur ein Spiel mit 5x14-Struktur gab, dass später erweitert wurde.[6]Ein (späteres) Dokument von 1457 spricht eindeutig von 70 (= 5x14) Trionfi-Karten, nicht von 78. [7] Der Schritt zum Spiel mit 22 Trumpfkarten wird für die Periode 1460-1470 vermutet, der zum heutigen Standard-Spiel mit Teufel und Turm für die Periode 1470-1480 [8]. Vermutlich erst in dieser späten Periode fand das Spiel zur Massenproduktion, eine Entwicklung, die die zunehmende Verbreitung von Druck- und Vervielfältigungstechniken in dieser Zeit in Italien begleitete. Im Zeitraum 1490-1510 entwickelte sich in Lyon (Frankreich) eine erfolgreiche Spielkarten-Export-Struktur, das Tarot als Spiel nahm an dieser Entwicklung teil.Tarot (Tarock, Tarocchi) als Spiel wurde ein international verbreitetes Erfolgsprodukt im 18. Jahrhundert, das Interesse ließ im 19. Jahrhundert wieder nach.Die schriftliche esoterische Tradition der Tarot-Karten beginnt erst 1781, als Antoine Court de Gébelin, ein Schweizer Geistlicher und Freimaurer, das Buch Le Monde Primitif veröffentlichte; eine populäre Abhandlung über religiöse Symbole und ihres modernen Gebrauchs. Gébelin wies als erster auf die Symbole des Marseiller Tarots hin, die er als Zeichen der Mysterien der ägyptischen Gottheiten Isis und Thot deutete. Beweise dafür konnte die Ägyptologie nicht liefern, dennoch ist diese Theorie auch heute noch weit verbreitet.Einflussreicher war die "Entdeckung" des Tarots durch okkultistisch-esoterische Gesellschaften, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den westlichen Nationen entstanden. Vor allem Eliphas Lévi in seinem 1854 veröffentlichten Werk Dogme et Rituel de la Haute Magie sowie der von ihm stark beeinflusste Hermetic Order of the Golden Dawn (Hermetischer Orden der goldenen Morgenröte; im Folgenden Golden Dawn) haben maßgeblich zur Verbreitung des Tarots als Deutungssystem beigetragen. Insbesondere im Golden Dawn wurde viel Wert auf den Tarot als Werkzeug der (Selbst-)Erkenntnis gelegt. Eine rein divinatorische Nutzung des Tarots lehnten beide ab.Auf Levi geht auch maßgeblich die Zusammenführung des Tarots mit Elementen der Kabbala und den vier Elementen der Alchemie zurück. Gébelins Idee des ägyptischen Ursprungs des Tarots behalten sowohl Levi als auch der Golden Dawn bei.Innerhalb des Golden Dawns war das Tarotdeck von Oswald Wirth (1889) sehr einflussreich; dieses Deck enthält nur die große Arkana. Es beruht auf dem Marseille-Tarot, erweitert diesen aber um kabbalistische und esoterische Symbole. Sowohl Arthur Edward Waite als auch Aleister Crowley (siehe unten) waren Mitglieder des Golden Dawn.Der Aspekt des Tarot als Initiationsweg wurde erstmal im Order of the Golden Dawn intensiv betont und lässt sich zum Beispiel an Hand des Rider-Waite-Tarot studieren (zu den einzelnen Decks siehe unten). Noch stärker tritt er beim Crowley-Thoth-Tarot zu Tage, dass eine sehr starke Verknüpfungen zum Ordo Templi Orientis (OTO) aufweist.

 

Crowley weist im Buch Thoth darauf hin, das Teile der Symbolik nur durch OTO-Mitglieder bestimmter Grade erfasst werden können. ErklärungsmodelleEs gibt grundsätzlich zwei Erklärungsmöglichkeiten dafür, warum das Ergebnis einer Tarot-Lesung Relevanz für die Beantwortung einer Frage haben kann. Die eine ist esoterisch-spirituell, die andere psychologisch.Die esoterisch-spirituelle oder auch magische Erklärung lautet Synchronizität, also die Existenz nicht-kausaler Zusammenhänge zwischen verschiedenen Systemen. Es besteht nach diesem Erklärungsmodell also eine Parallelität zwischen dem, was in einer Legung dargestellt wird, und Ereignissen im Leben des Fragenden. Dabei kann die Synchronizität sowohl Folge eines direkten Eingreifens höherer Mächte sein, als auch Folge der generellen Existenz solcher synchronen Systeme.Die psychologische Erklärung geht nicht davon aus, welche Karten in der Legung vorhanden sind, sondern nutzt den Tarot als projektives Verfahren, als Spiegel innerer und äußerer Prozesse. Das Tarotbild wird quasi als ein visuelles Gleichnis zur eigenen Situation erlebt. (7)Da die Tarotkarten grundlegende, typische menschliche Erfahrungen symbolisieren, ruft ihr Anblick eine subtile emotionale Reaktion hervor, wenn das abgebildete Thema mit der eigenen Befindlichkeit korrespondiert. In diesem Licht kann Tarot Werkzeug zur Selbsterkenntnis, zum Aufspüren un- oder vorbewusster Gefühle dienen, es wird zum Spiegel des eigenen Selbst. Übersinnliche Wahrnehmungen sind allerdings nicht zu erwarten, da auch der klarste Spiegel nur das zeigt, was ihm gegenübersteht.Wenn sich an einer Legung eine bestimmte subtile Emotionalität offenbart hat, wird diese sich in Reinheit nicht unbedingt gleich darauf wieder zeigen, wenn sie sich entdeckt fühlt das Entdeckte nicht wünscht, so leicht wieder an die Oberfläche zu geraten. Wichtig ist eine Anspannung von Ungewißheit vor dem Kartenlegen. Wiederholtes, konsumierendes Befragen des Tarot verbraucht sich rasch, bringt kurzfristig keine weiteren Erkenntnisse, weshalb zeitliche Abstände zwischen den Befragungen unerlässlich bleiben.

 

Tarot-Decks Als Satz oder Deck bezeichnet man eine zusammengehörige Ausgabe der Tarotkarten. Es gibt mehrere hundert solcher Decks, welche sich teilweise nur in Details, teilweise aber sehr erheblich voneinander unterscheiden. Insbesondere neuere Decks, oder solche, die sich erheblich von den bekanntesten Decks unterscheiden, werden häufig zusammen mit einem Buch angeboten, das meist nähere Erläuterungen zu diesem speziellen Deck enthält.Gelegentlich werden auch Kartensätze als Tarot angeboten, deren Struktur und Abbildungen mit dem eigentlichen Tarot-System nichts zu tun haben, so z.B. Lenormandkarten, Kipperkarten oder Wahrsagekarten anderer Systeme.Ein Tarot-Deck besteht zumeist aus 78 Karten, einige wenige Decks weichen von dieser Zahl ab. So hat z.B. das Universal-Tarot von Maxwell Miller nur 74 Karten, da sich der Künstler aus astrologischen und numerologischen Gründen entschloss, die Pagen-Karten zu entfernen. Außerdem gibt es Ausgaben, welche aus 80 Karten bestehen, da beim Druck der Karten die Papierbögen 80 Karten ergeben.

 

Gelegentlich werden daher die beiden überzähligen Karten mit weiteren Bildern, bei einigen Ausgaben des von Aleister Crowley entworfenen Thoth-Decks z.B. mit verworfenen Entwürfen für den Magier, bedruckt. Manche Deutungssysteme beziehen diese Karten, die vom Schöpfer des Decks nicht als Teil des Decks betrachtet wurden, in die Auslegung mit ein. Weiterhin gibt es einige Decks, die nur aus der großen Arkana bestehen.Die 78 Karten teilen sich in die sogenannte große und kleine Arkana, gelegentlich auch das große und kleine Arkanum genannt (von lat. arcanum Geheimnis). Mehr zu den Arkana und den einzelnen Karten weiter unten.Die drei bekanntesten und einflussreichsten Decks sind das Marseille-, das Rider-Waite- und das Crowley-Tarot.

Die Welt im Marseille-Tarot
Die Welt im Marseille-Tarot

Marseille-Tarot

 

Dem heutigen Marseiller Tarot sehr ähnliche Decks stammen bereits aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Das heute als Marseille-Tarot bekannte Deck stammt aus dem Jahre 1760 und kommt aus der Kartenmanufaktur von Nicolas Conver aus Marseille. Die Bilder gehen auf alte Holzstiche zurück, und sind lediglich in blau, rot, gelb und grün koloriert. Dadurch wirken sie sehr "alt" und oft grobschlächtig. Trotzdem wäre weiterhin anzunehmen, dass diese Farbkonstellation an die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde erinnert, die von tragender Bedeutung auch im heutigen Tarot sind. Die Karten des kleinen Arkanums enthalten lediglich die entsprechende Anzahl der Symbole, also die Zehn der Schwerter beispielsweise die Abbildung von zehn Schwertern.Ein aus dieser Tradition stammendes Deck ist das 1JJ, bei dem die Karten Die Päpstin und Der Papst in Jupiter und Juno umbenannt wurden. Dieses Deck war im 19. Jahrhundert, vermutlich allerdings als Spielkarten, insbesondere in katholischen Gegenden der Schweiz beliebt.Ein anderes Deck, welches sich in ihrer Ausführung eng an das Marseille-Tarot anlehnt, ist das oben erwähnte Oswald-Wirth-Tarot.

Karte "Der Tod" aus dem Rider-Waite-Deck
Karte "Der Tod" aus dem Rider-Waite-Deck

 

 

Dieses Tarot wurde 1910 veröffentlicht. Es wurde geschaffen von Arthur Edward Waite zusammen mit der amerikanischen Künsterlin Pamela Colman Smith. Waite war Mitglied des oben bereits erwähnten Order of the Golden Dawn. Das Rider des Namens leitet sich von Rider & Company, dem Londoner Verleger, ab. Dieses Deck ist wesentlich feiner gezeichnet als das Marseille-Deck, benutzt aber ebenfalls nur wenige Farben ohne jegliche Schattierung und wirkt dadurch auf viele Menschen etwas comichaft.

 

Das Rider-Waite-Tarot zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass es das erste Deck ist, welches auf den Zahlenkarten der kleinen Arkana nicht, wie bis dahin üblich, nur die entsprechende Anzahl der Symbole enthielt, sondern, wie auch die großen Arkana, ein szenisches Bild. Dadurch wurden diese Karten für viele Menschen leichter nutzbar. Dies geht allerdings eher auf Pamela Colman Smith als auf Waite selber zurück. Waite selbst macht in seinem Buch zu diesem Deck, Der Bilderschlüssel zum Tarot (1), nur sehr kurze, divinatorische Angaben zu den kleinen Arkana, die teilweise dem Bildinhalt sogar zu widersprechen scheinen. Die Zehn der Schwerter beispielsweise ist durch das Bild einer am Boden liegenden Person dargestellt, in deren Rücken zehn Schwerter stecken.

 

Das Rider-Waite-Deck enthält zwar viele Details und Symbole, auch empfinden die meisten Menschen die dargestellten Szenen als interessant; aber das Deck wirkt auf viele Menschen ästhetisch dennoch nicht unbedingt ansprechend. Wohl auch aus diesem Grunde gibt es von keinem Deck so viele Nachahmungen. Die sogenannten Rider-Waite Klone beschränken sich dabei auf die erneute Wiedergabe des Motivs des Originals, aber mit anderen zeichnerischen Mitteln. Eine Übersicht der bekannteste Rider-Waite-Klone findet sich auf Learntarot. Auf dem Rider-Waite basierende Decks übernehmen mehr oder weniger die Inhalte der dargestellten Szenen, stellen diese aber auf eine neue Art und Weise dar. Die meisten Decks, welche die Zahlenkarten der kleinen Arkana mit szenischen Bildern versehen, basieren auf dem Rider-Waite Deck. Bekannte Decks, die auf das Rider-Waite-Tarot zurückgehen, sind beispielsweise das Cosmic Tarot und das New Palladini Tarot, aber auch das Gummibärchen-Tarot, in welchem die dargestellten Personen durch Gummibärchen ersetzt sind.Dieses Deck illustriert auch zahlreiche Bücher, ebenso gibt es zu keinem anderen Deck soviel Literatur 

 

Crowley-Tarot / Thoth-Tarot

 

Dieses Tarot wurde in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts geschaffen und erschien 1944 als Abbildungen in Aleister Crowleys Das Buch Thoth (2). Als Satz von Karten erschien das Crowley-Tarot erst 1969. Während Crowley derjenige war, der die den einzelnen Bildern zugrundeliegende, sehr detaillierte Beschreibung und Systematik schuf, war es Lady Frieda Harris, welche die eigentlichen Bilder malte. Teile der diesem Tarot zugrundeliegende Systematik gehen auf Samuel Liddel Mathers zurück.

 

Die kleinen Arkana sind zwar nicht mit szenischen Bildern illustriert, die Darstellung der entsprechenden Symbole und die gesamte Gestaltung der Karte vermitteln aber dennoch einen Eindruck des Themas der Karte. So ist die Zehn der Schwerter, die in Crowleys System den "Untergang" oder den "Geist der Verneinung des Willens zum Leben" darstellt, eine Abbildung von zehn verschiedenen Schwertern. Die Griffe von neun Schwertern liegen auf den Punkten des kabbalaistischen Lebensbaums (siehe unten), die Klingen zerstören ein zehntes, in der Mitte liegendes Schwert. Der Hintergrund ist rot-gelb und erinnert an Feuerschein.

 

Obwohl Crowley durch seinen von ihm selbst sorgsam gepflegten Ruf als Schwarzmagier mit Sicherheit viel zu dem gelegentlich erhobenen Vorwurf, Tarot sei ein Werkzeug von Magiern und/oder Satanisten (siehe Kritik), beigetragen hat, ist dieses Deck sehr populär und hat sehr viele andere Decks inspiriert. Diese Popularität beruht sowohl auf der von vielen Menschen als ästhetisch ansprechend empfundenen Darstellung als auch auf dem Reichtum an enthaltenen Symbolen. Decks, die auf das Crowley-Tarot zurückgehen, sind beispielsweise das Haindl-Tarot und das Cosmic Tribe Tarot.

 

Andere Decks

 

Tarot-Decks gibt es in großer Vielfalt. Sie unterscheiden sich vor allem durch ihre zugrundeliegenden kulturellen, esoterischen, spirituellen oder philosophischen Systeme sowie durch ihre künstlerische Gestaltung. Decks, die weit von den oben genannten Tarot-Traditionen abweichen, oder völlig unabhängig von ihnen sind, werden im Weiteren freie Decks genannt. Dabei muß eine Abweichung in der bildlichen Darstellung noch nicht bedeuten, dass die Bedeutung der Karten ebenfalls abweicht. So wäre beispielsweise ein Deck, welches die im präraffaelitischen Stil dargestellten Szenen des Waite-Decks etwa in eine indianische Kultur verlegt, deswegen alleine noch kein freies Deck.

 

Viele Tarot-Decks beziehen sich auf ein oder mehrere esoterische, spirituelle oder philosophische Systeme oder eine bestimmte Glaubensrichtung. Über die bekanntesten Tarot-Traditionen wurde bereits gesprochen. Beispiele für Systeme, die sich in vielen Decks wiederfinden, sind Kabbala, Astrologie, das I Ging und Runen.

 

Es gibt viele Decks, deren Grundlage eine bestimmte Kultur ist. Der vermutete altägyptische Ursprung des Tarots ist wohl die Ursache für die relativ große Anzahl "ägyptischer" Decks. Auch Aleister Crowley bezeichnet seine Kreation als "Tarot der Ägypter". Grade bei diesen Decks gibt es allerdings auch eine ganze Reihe, die nicht unbedingt eine tiefere Beschäftigung ihres Erschaffers mit der ägyptischen Kultur und Religion vermuten lassen. Ebenso gibt es etliche Decks, welche indigene amerikanische Kulturen, beispielsweise die Maya-Kultur, zum Thema haben. Es gibt keltische Decks, japanische, chinesische, afrikanische, und so weiter. Häufig beziehen sich Decks auch auf mehr als eine Kultur, so stellen die Hofkarten des Haindl-Tarots jeweils eine indianische, eine alt-ägyptische, eine europäische und eine indische Familie aus mythologischen Figuren dieser Kulturen dar. Eine Sonderform dieser Art von Decks sind die feministischen Decks, von denen das Daughters of the Moon und das Motherpeace-Tarot die bekanntesten sind. Diese beiden Decks bestehen aus runden Karten, während nahezu alle anderen Decks aus rechteckige Karten bestehen.

 

Andere Decks haben als Grundlage ihrer Darstellungen die Werke von Künstlern, oder bestimmte künstlerische oder literarische Traditionen oder Werke. So gibt es ein Shakespeare-Tarot, ein William-Blake-Tarot, ein Dürer-Tarot, ein Bosch und ein Bruegel-Tarot und so weiter. Eine besondere Art von Künstler-Decks sind solche Decks, die von bildenden Künstlern als Tarot-Decks selbst entworfen wurden, so vor allem das Dalí-Deck, der Tarotgarten von Niki de Saint Phalle, das Tarotdeck Hans Ruedi Gigers (Großen Arkana) und der Haindl-Tarot.

 

Tarot-Decks, die sich auf bestimmte Werke beziehen, sind beispielsweise das Alice im Wunderland-Tarot, das Oz-Tarot oder das Herr der Ringe-Tarot (welches vielen, wegen der völlig willkürlich erscheinenden Zuweisung von Figuren und Szenen zu den Karten, als eines der schlechtesten Decks überhaupt gilt; ganz abgesehen von der Tatsache, dass Tolkien als sehr traditioneller Katholik das Tarot wahrscheinlich abgelehnt hat). Auch einige Fantasy-Rollenspiele benutzen eigene Tarot-Decks, zum Beispiel die Serie Mage.

 

Weiterhin gibt es viele thematische Decks, wie beispielsweise ein Edelstein- und ein Baum-Tarot, welche sich auf zugehörige esoterische Systeme beziehen. Thematische Decks ohne esoterischen Bezug sind beispielsweise das Baseball-Tarot, das Cat People-Tarot, das Halloween-Tarot oder das Vampir-Tarot.

 

Und es gibt noch Decks, die für besondere Fragestellungen gedacht sind, wie zum Beispiel das Tarot der Liebe.Zum Manga Card Captor Sakura gibt es auch ein eigenes Deck, das aus den 52 sogenannten Clow-Cards besteht.Im Diskordianismus gibt es ein Modell für ein aus 73 Karten (einer Rotation, 50+23 Permutationen in der diskordianischen Mystik) bestehendes "freies" Set, das völlig anders strukturiert ist als die klassischen Systeme und die diskordische Dada-Mystik aufnimmt. Bisher gibt es jedoch keine illustrierte Version.


Als Tarot-System wird im weiteren jedes in sich geschlossene System der Interpretationen der Tarotkarten oder einer bestimmten Gruppe von Tarotkarten bezeichnet. Tarot-Systeme können nur für ein einzelnes Deck gelten, oder für eine Reihe von Decks (z.B. für alle Decks, die einer der obengenannten Tarot-Traditionen folgen) oder für alle Decks. Während bei den meisten Systemen durchaus viele Gemeinsamkeiten oder der gemeinsame Ursprung feststellbar sind, gibt es einzelne Systeme, vor allem solche, die sich nur auf ein einzelnens Deck beziehen, die so weitgehend von den meisten anderen Systemen abweicht, dass sie nur noch alleine nutzbar sind, nicht mehr zusammen mit anderen.

 

 Die großen Arkana

Die großen Arkana bestehen aus 22 Karten, welche zur Zeit der Entstehung der Tarotkarten im 15. Jahrhundert geläufige Sinnbilder zeigen. Während diese Karten im ältesten bekannten Deck, dem Visconti-Tarot, unnummeriert sind, sind 21 dieser Karten seit den Vorläufern des Marseille-Tarot aus dem 16. Jahrhundert nummeriert. Die Karte des Narren trägt traditionell entweder keine Zahl, oder sie wird mit der Null gekennzeichnet. In einigen wenigen Decks wird die Karte des Narren auch zwischen oder nach den anderen Karten des großen Arkanums eingeordnet, und dann auch entsprechend nummeriert.Die Kartenbezeichnungen variieren in den Decks der großen Tarot-Traditionen nur wenig, während Decks, die sich auf eine bestimme Kultur, ein Thema oder ein spirituelles System beziehen, häufig, aber nicht immer, diese Bezeichnungen entsprechend anpassen. Auch die Nummerierung und Reihenfolge der Karten ist bei den meisten Decks gleich oder sehr ähnlich; aber auch hier gibt es Ausnahmen. Die bekannteste ist die Vertauschung der Karten 8 und 11 im Rider-Waite-Deck. Einige wenige Decks haben eine völlig andere Reihenfolge.

 

Die 22 Trumpfkarten

Untenstehend der Vergleich der Nummerierung und Bezeichnung der Karten in den drei einflussreichsten Decks, und als Beispiel für ein freies Deck die Bezeichnung des Tarot der Ursprünge, ein Deck mit einem urgeschichtlichen oder steinzeitlichen Thema.

 

Nummer

Marseille Tarot

Rider-Waite Tarot

Thoth Tarot (Crowley)

Tarot der Ursprünge

0

Le Fou
Der Narr

Der Narr
(im Original: The Fool)

Der Narr
(im Original: The Fool)

Der Narr

1

Le Bateleur
Der Magier, Gaukler

Der Magier
(im Original: The Magician)

Der Magier
(im Original: The Magus)

Der Magier

2

La Papesse
Die Päpstin

Die Hohepriesterin
(im Original: The High Priestess)

Die Hohepriesterin
(im Original: The Priestess)

Die Große Mutter

3

L' Impératrice
Die Herrscherin

Die Herrscherin
(im Original: The Empress)

Die Kaiserin
(im Original: The Empress)

Die Mutter

4

L' Empéreur
Der Herrscher

Der Herrscher
(im Original: The Emperor)

Der Kaiser
(im Original: The Emperor)

Der Vater

5

Le Pape
Der Papst

Der Hierophant
(im Original: The Hierophant)

Der Hohepriester
(im Original: The Hierophant)

Der Schamane

6

L' Amoureux
Die Liebenden

Die Liebenden
(im Original: The Lovers)

Die Liebenden
(im Original: The Lovers)

Die Verbindung

7

Le Chariot
Der Triumphwagen

Der Wagen
(im Original: The Chariot)

Der Wagen
(im Original: The Chariot)

Der Wagen

8

La Justice
Die Gerechtigkeit

Kraft *
(im Original: Strength *)

Ausgleichung
(im Original: Adjustment)

Der Überfluss

9

L' Ermite
Der Einsiedler

Der Eremit
(im Original: The Hermit)

Der Eremit
(im Original: The Hermit)

Der Eremit

10

La Roue de Fortune
Rad des Lebens

Rad des Schicksals
(im Original: Wheel of Fortune)

Glück
(im Original: Fortune)

Die Zeit

11

La Force
Die Kraft

Gerechtigkeit *
(im Original: Justice *)

Lust
(im Original: Lust)

Die Schaffenskraft

12

Le Pendu
Der Gehängte

Der Gehängte
(im Original: The Hanged Man)

Der Gehängte
(im Original: The Hanged Man)

Das Opfer

13

La Mort
Der Tod

Tod
(im Original: Death)

Tod
(im Original: Death)

Der Tod

14

La Tempérance
Der Ausgleich

Mäßigkeit
(im Original: Temperance)

Kunst **
(im Original: Art **)

Die Quelle

15

Le Diablé
Der Teufel

Der Teufel
(im Original: The Devil)

Der Teufel
(im Original: The Devil)

Der Dämon

16

La Maison Dieu
Der Turm

Der Turm
(im Original: The Tower)

Der Turm
(im Original: The Tower)

Der Menhir

17

L' Etoile
Der Stern

Der Stern
(im Original: The Star)

Der Stern
(im Original: The Star)

Der Stern

18

La Lune
Der Mond

Der Mond
(im Original: The Moon)

Der Mond
(im Original: The Moon)

Der Mond

19

Le Soleil
Die Sonne

Die Sonne
(im Original: The Sun)

Die Sonne
(im Original: The Sun)

Die Sonne

20

Le Judgement
Das Gericht

Gericht
(im Original: Judgement)

Das Aeon
(im Original: The Aeon)

Die Beute

21

Le Monde
Die Welt

Die Welt
(im Original: The World)

Das Universum
(im Original: The Universe)

Die Welt

* Im Waite-Deck sind die Karten 8 und 11 ausgetauscht worden, ** Crowley benannte die Karte 14 um

 

"Die Reise des Helden"

 

Eine erst in den letzten Jahrzehnten aufgekommene, mittlerweile jedoch weit verbreitete Interpretation der großen Arkana bringt diese mit der archetypischen Heldenreise (siehe Monomyth) in Verbindung. Wie jede Interpretation des Tarots ist auch diese natürlich nicht verbindlich; und für einige unkonventionellere Decks wäre sie auch nicht anwendbar. Da aber selbst Kritiker, die ihren Wert als Interpretation bestreiten, ihr zugestehen, dass sie eine gute Möglichkeit ist, sich die Reihenfolge und die grundlegende Bedeutung der Karten zu merken, ist eine Variante hier kurzgefasst aufgeführt:

 

Die Reise tritt an der Narr, der wie ein kleines Kind offen für alle und alles ist, aber sich auch um Gefahren noch keine Gedanken macht. Magier und Hohepriesterin verkörpern das handelnde, nach außen gerichtete und das kontemplative, nach innen gerichtete Prinzip; die beiden Ur-Richtungen menschlichen Lebens. Mutter und Vater werden verkörpert von Herrscherin und Herrscher, wobei die Herrscherin das Prinzip der uneingeschränkten Fülle und des Lebens vertritt, und der Herrscher das ordnende und schützende Prinzip. Der Papst oder Hierophant verkörpert das tradierte Wissen oder Buchwissen, auch, aber nicht nur, in spirituellen Dingen. Diese Karten stellen die Kindheit des Helden dar.

 

Das Ende der Kindheit bedeutet auch den Wunsch nach Partnerschaft und Liebe (die Liebenden) und der Wunsch, die Heimat zu verlassen und neues zu erfahren (der Wagen).Die Erfahrungen, die dabei gemacht werden, bringen ein Empfinden für Gerechtigkeit und deren Notwendigkeit hervor, oder, folgt man Waites Reihenfolge, die Kraft für weitere Taten. Der Einsiedler steht dem Reisenden mit Rat zur Verfügung, und ist gleichzeitig Hinweis auf die Möglichkeit, Erkenntnis nicht (nur) durch Handeln, sondern (auch) durch Kontemplation zu gewinnen. Der Nutzen dieser Möglichkeit erschließt sich dem Reisenden, wenn er durch die Drehung des Schicksalsrads die Möglichkeit zum aktiven Handeln verliert und/oder ihm ein bestimmtes Ziel gesetzt wird. Durch diese Wendung des Schicksals erhält der Reisende die Kraft, oder, nach Waite, die Einsicht in die Notwendigkeit der Gerechtigkeit, um als der kopfüber Gehängte die Reise in die Dunkelheit einer Unterwelt (und/oder sein eigenes Inneres) anzutreten. Der Tod steht für den Übergang von der äußeren Welt in die Innen- oder Unterwelt. Erste Erkenntnis ist dann die Notwendigkeit der Mäßigung, des Ausgleichs und Austauschs zwischen widerstrebenden Kräften.

 

Der Teufel steht für Illusionen, die den Reisenden zunächst blenden und gefangen halten; oft die scheinbare Erfüllung einer Sehnsucht. Diese Illusionen werden durch den Fall des Turmes zerstört, und in der Karte des Sterns findt der Reisende das Ziel seiner Suche und/oder seine innere Ruhe und sein inneres Gleichgewicht. Allerdings muß er jetzt die Rückreise in die äußere Welt antreten. Diese Reise unter dem Zeichen des Mondes ist allerdings eine gefahrenvolle, man denke an Orpheus, der seine wiedergefundene Frau auf der Rückreise endgültig verlor. Erreicht der Reisende die Oberwelt und damit das Sonnenlicht wohlbehalten wieder, ist die gefährliche Reise durch die Unterwelt beendet, das endgültige Ziel jedoch noch nicht erreicht. Zunächst stellt die Karte des Gerichts noch ein letztes Hindernis dar, so wie beispielsweise Odysseus noch die Werber um Penelope loswerden mußte. Erst die Karte der Welt stellt das endgültige Ziel der Reise dar, die letztendlich die Reise zur eigenen Vervollkommnung ist; die Entwicklung zu einem Menschen, der sich sowohl seiner äußeren als auch seiner inneren Kräfte bewusst wird, und diese auch einsetzen kann.

 

 

Deutungs-Stichworte

Eine andere (oder ergänzende) Methode der Deutung der Karten stellt die folgende Liste von typischen Stichwörtern zur Deutung der großen Arkana dar (vgl. Tarotblatt):

O - Der Narr 

Unbeschwertheit, Sorglosigkeit, Leichtigkeit, Leichtsinnigkeit, Lebendigkeit, Lebenslust, Unbefangenheit

I - Der Magier 

Meisterung und gute Handhabung aller Energien, Verbindung zwischen Ideenwelt und Realität, Ausgewogenheit, Klarheit, Ideen und schöpferische Kraft

II - Die Hohepriesterin 

Intuition, beide Seiten einer Situation sehen oder sich ansehen müssen, Klärung der Situation und deren Vergangenheit, auch Klugheit und Umsicht

III - Die Herrscherin 

innere Kraft und Stärke, Selbstvertrauen und Verantwortungsbewusstsein, innerer Reichtum, Fruchtbarkeit, Durchsetzungskraft

IV - Der Herrscher 

äußere Kraft und Stärke, Selbstbeherrschung und -kontrolle, Wille, Stabilität

V - Der Hierophant 

Religiosität, Güte, Gnade, Beistand höherer Macht, erfahrener Rat, Lehre

VI - Die Liebenden 

Innige Verbindung, Liebe im höchsten Ausmaß, eine harmonische Liebesbeziehung, starke Verbundenheit, Leidenschaft, Anziehungskraft, Reiz.

VII - Der Wagen 

Erfolg trotz derzeitiger Stagnation, Suche nach dem rechten Weg, Ausruhen nach dem Erfolg, Entscheidungsnotwendigkeit, Triumph, errungener Sieg

VIII - Die Kraft 

große Kraft und Stärke, Mut, Energiereserven, innere geistige Kraft, Selbstvertrauen, gute körperliche Konstitution u.a.

IX - Der Eremit 

die Suche nach dem eigenen Lebensweg, Isolation und Resignation, Distanz, Abgeschiedenheit, Weisheit, Einsamkeit, Reifezeit

X - Das Rad des Schicksals 

Das Leben geht immer weiter, Schicksal, größerer Erkenntnisprozess, Wechsel, Auflösung alter Erblasten, einschneidende Veränderungen.

XI - Die Gerechtigkeit 

Fairneß, Verantwortlichkeit, Regelung von öffentlichen Angelegenheiten, Gerechtigkeit, Richterspruch (auch im eigenen Inneren), Fairness

XII - Der Gehängte 

Ruhephase, Verzicht, Rückzug aus dem aktiven Leben, Unterwerfung, Verschnaufpause, Überdenken der eigenen Situation, gedankliche Bindung.

XIII - Der Tod 

Transformatorischer Prozess, große, tiefgreifende Loslösungsprozess, Verlust, Loslösung von alten Bindungen

XIV - Die Mäßigkeit 

im Fluss sein, guter, gemäßigter Energiehaushalt, Geduld, Gleichklang der Energien, Ausgewogenheit, Abwägen der Prioritäten

XV - Der Teufel 

Abhängigkeit, feste Grenzen, das Negative überwiegt, Versuchung, an die Materie geschmiedet

XVI - Der Turm 

drastische Veränderungen, Zusammenbruch des Egos, alte Systeme stürzen ein, Auseinandersetzung, innere Unruhe, Durchleben von stürmischen Zeiten

XVII - Der Stern 

Offenheit, Klarheit der Gefühle, Bereitschaft zur Aufnahme von kosmischen Energien, Erfüllung, Hoffnung, eine kleine Erleuchtung

XVIII - Der Mond 

Das Erwachen der Gefühle, Grenzen müssen überschritten werden, intuitives Verständnis, kontinuierlicher Wandel, den jetzigen Weg weitergehen

XIX - Die Sonne 

Beachtung des inneren Kindes, große Offenheit, Reinheit, Zufriedenheit, Problembereinigung, Selbstbestätigung, Liebe zu sich selbst

XX - Das Gericht 

Auferstehung, Neubeginn, das hören auf innere und äußere Botschaften, Beginn einer neuen Phase, Wiederkehr, das Ende von Leidenszeiten steht bevor

XXI - Die Welt 

Entfaltung der Persönlichkeit, Erreichen eines wichtigsten Zieles, starke Selbsterkenntnis, das Gefühl, alles zu haben, was notwendig ist, Erfüllung, innere Freiheit, Entfaltungsmöglichkeiten eröffnen sich, Selbstausdruck

Natürlich gibt es außer diese Liste und der Reise des Helden noch viele weitere Deutungsmöglichkeiten; manche davon sind nur für ein einzelnes Deck gültig, andere auf viele oder alle anderen Decks anwendbar.

 

 

Die kleinen Arkana

 

Die kleinen Arkana (auch: kleines Arkanum) bestehen aus vier mal vierzehn Karten in vier unterschiedlichen Farben oder Reihen, die ihrerseits jeweils aus zehn Zahlenkarten (1 (=Ass) bis 10) und vier meist Hofkarten genannten Karten bestehen. Einzelne Decks verändern diese Anzahl, wie das obengenannte Universal-Tarot. Einige wenige Decks nummerieren entweder die Karten von 1-14 durch, oder verzichten sogar auf Farben, und nummerieren diese Karten von 1-56 durch. Es ist allerdings teilweise umstritten, ob es sich bei solchen Decks noch in jedem Fall um Tarot-Karten handelt, oder bereits um eigene Deutungssysteme.

 

Farben und Elemente

 

Das Prinzip der Farben der Zahlenkarten ist aus normalen Kartenspielen bekannt. In verschiedenen Kartensystemen entsprechen sich diese wie folgt:

 

Tarot

Französische Karten

Deutsche Karten

Stäbe

Kreuz

Eichel

Kelche

Herz

Herz

Schwerter

Pik

Blatt

Münzen

Karo

Schellen

 

Es gibt gewisse Variationen in der Benennung der Farben; wobei bei "freien" Decks der Variationsmöglichkeit nur wenige Grenzen gesetzt sind. Nahezu immer aber sind die vier Farben mit den vier Elementen der Alchemie, also Feuer, Wasser, Luft, Erde assoziiert. Gelegentlich wird ein fünftes Element, Leben oder Geist angenommen, dass dann mit dem großen Arkanum assoziiert wird. Entsprechend wird verfahren, wenn nicht auf die europäische vier-Elemente-Lehre, sondern auf die chinesische Fünf-Elemente-Lehre (Feuer, Wasser, Erde, Metall und Holz) bezug genommen wird; dies ist vor allem bei Decks mit einem asiatischen Thema der Fall.Die häufigsten Benennungen und Zuordnungen, sowie die des Tarot der Ursprünge als Beispiel für ein freies Deck. Die Zuordnung im Crowley-Tarot entspricht der klassischen Zuordnung (Rider-Waite), nur dass die Münzen als Scheiben bezeichnet werden.

 

Element

Tarot
Rider-Waite

Tarot
alternativ

Tarot der
Ursprünge

typische Bedeutung

Feuer

Stäbe

Äste, Stöcke

Natur

Wille, Kraft, Intuition

Wasser

Kelche

Schalen, Kessel

Seele

Emotion, Instinkt

Luft

Schwerter

Dolche, Messer

Blut

Denken, Intellekt

Erde

Münzen

Pentakel, Scheiben

Schmuck

Materie, Praktisches

 

Die häufigste Variation dieser Zuordnung ist die Assoziation der Schwerter mit Feuer und der Stäbe mit Luft.

 

Die 16 Hofkarten

 

Die sogenannten Hofkarten sind meist vier Karten, welche eine Person mit dem Symbol der Farbe darstellen. Traditionell sind dies König, Königin, Ritter und Page. Man kann mit einiger Berechtigung sagen, dass diese Karten den größten Wandel unter den Tarotkarten durchgemacht haben, sowohl was ihre Bedeutung als auch ihre Darstellung betrifft.

 

Personenzuordnung

 

Anfänglich symbolisierten die Hofkarten lediglich Personen, etwa wie folgt:

 

König der Stäbe = Rothaariger älterer Mann

Ritter der Kelche = Blonder junger Mann

Königin der Schwerter = Brünette Frau

Page der Münzen = Schwarzhaariges Kind

 

In einem Wahrsagesystem machen Karten, die etwa Eine blonde Frau bedeuten, durchaus Sinn. In einem System, welches der (Selbst-)Erkenntnis dient, wäre jedoch eine Karte, welche etwa Die Macht der Gefühle bedeuten kann, wesentlich sinnvoller. Auch mit der zunehmenden Verbindung der großen Arkana mit Archetypen schwand die Notwendigkeit weiterer Karten, welche Personen repräsentieren (können).Auch in den meisten neueren Interpretationen können Hofkarten noch Personen darstellen, wenngleich eine Interpretation bezüglich des Alters oder gar der Haarfarbe weitestgehend aufgegeben wurde zugunsten der Eigenschaften von Personen; auch repräsentieren Hofkarten, wenn sie Personen repräsentieren sollen, meist Personen jeden Geschlechts, nicht nur des Dargestellten.

 

Elementezuordnung

 

Daneben aber stellen die Hofkarten häufig die unterschiedlichen Einflüsse oder Anwendungen der Elemente dar. Es war zunächst der Golden Dawn, der den Hofkarten die vier Elemente zugeordnet und ihnen auch neue Namen gab:

 

König/Ritter = Feuer

Königin = Wasser

Ritter/Prinz = Luft

Page/Prinzessin = Erde

 

Daraus ergibt sich beispielsweise, dass der König/Ritter der Stäbe Feuer vom Feuer ist, die Karte also unter anderem ausgesprochene Willenskraft und Dynamik symbolisiert. Der König/Ritter der Münzen dagegen ist nach diesem System Feuer der Erde und steht unter anderem für den Willen, materielle Dinge zu erreichen. Wie üblich beim Tarot gibt es auch Systeme, welche die Zuordnung anders vornehmen. Dies ist allerdings die häufigste.Die meisten heutigen Tarot-Systeme benutzen eine Mischung aus diesen beiden Systemen, in unterschiedlichen Gewichtungen, was die Hofkarten grade für Anfänger oft zu den am schwierigsten zu erlernenden Karten macht.

 

alternative Deutung

 

Einen gänzlich anderen Ansatz stellte Rachel Pollack 1994 im Shining Women Tarot (5) vor. Dort ist die Darstellung als Personen gänzlich aufgegeben worden, und die Hofkarten heißen Ort, Wissende/Wissender, Gabe und Sprecher des Elements der jeweiligen Farbe. Der Ort repräsentiert etwa das Potential des Elements, oder einen Ort der Begegnung mit dem Element. Der Wissende steht für das Verständnis des Elements, und dessen Bedeutung für das eigene Leben. Die Gabe kann für ein vertieftes Verständnis des Elements stehen oder dafür, dass man ein Geschenk dieses Elements enthält; bei den Stäben (Feuer) beispielsweise etwa die Kraft, etwas bestimmtes zu tun. Und der Sprecher schließlich steht für die Fähigkeit, das Element aktiv anwenden zu können, oder dessen Energie an andere weitergeben zu können.

 

Hofkarten in anderen Decks

 

Der Bedeutungswandel und die Vielfalt der Bedeutungen lassen sich auch an den sich vielen Variationen der Bezeichnungen der einzelnen Karten ablesen; wobei sehr viele der freien Decks hier von den großen Traditionen abweichen.:

 

Marseille, Rider-Waite

König

Königin  

Ritter

Page oder Bube  

Golden Dawn, Crowley

Ritter

Königin

Prinz

Prinzessin

Haindl-Tarot

Vater

Mutter

Sohn

Tochter

Tarot der Ursprünge

Mann

Frau

Tier

Kind

Shining Woman/Tribe

Sprecher  

Gabe

Wissende/r  

Ort

 

Die 40 Zahlen

kartenEs gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Zahlenkarten zu interpretieren. Die eine Möglichkeit ist, die Bedeutung des Elements (Farbe) mit der numerologischen Bedeutung der Zahl zu verknüpfen; die andere ist es, jeder einzelnen Zahlenkarte eine eigene Bedeutung zuzuweisen. Meist beruhen diese eigenständigen Bedeutungen aber mindestens teilweise auf der Kombination von Element und Bedeutung der Zahl; oder sie haben sich aus solchen Deutungen entwickelt. Bei Decks oder Systemen, in denen dies nicht der Fall ist, sind Gemeinsamkeiten nicht zu entdecken. Aus diesem Grunde beschränkt sich dieser Artikel auf eine kurze Darstellung der Methode der Kombination aus Element und Bedeutung der Zahl. Der Zahlenwert 1 entspricht den As-Karten.

 

 kabbalistische Zuordnung

Es gibt sehr viele numerologische Systeme, welche sich teilweise erheblich widersprechen. Die häufig im Tarot verwendeten Systeme beruhen auf der kabbalistischen Interpretation der zehn Sephiroth des Baum des Lebens.Zusammenfassung der Bedeutungen der Zahlen nach diesem System, sowie ein konkretes Beispiel:

 

1 - Kether - Krone Die Notwendigkeit des Geistes, sich zu offenbaren Essenz, Same, Wurzel, undifferenziertes Potential Der Gedanke, ein Haus zu bauen

 

2 - Chokmah - Weisheit "Am Anfang war das Wort" Beginn, die Trennung, welche die Kommunikation ermöglicht, Richtung Erste Gespräche über diesen Plan

 

3 - Binah - Verstehen Das Wort wurde gesprochen, nun muß es verstanden werden Synthese, Harmonie, erstes Abstecken von Grenzen Einigung über die grundlegenden Fragen (z.B. Größe, Preis)

 

4 - Chesed - Liebe Die erste Verwirklichung und das erste Erkennen von Beschränkungen Verdichtung, Stabilität Gespräche mit Architekten, Banken, Behörden

 

5 - Geburah - Strenge Die Erkenntnis der (eigenen) Stärke Macht der Zerstörung, Stärke die zu Veränderungen bewegt Erste Schwierigkeiten (z.B. mit der Baugenehmigung) und deren Überwindung

 

6 - Tiphareth - Essenz Der manifeste Plan oder die offenbarte und verstandene Wahrheit Selbst und Selbstbewusstsein, Harmonie Das Ende der Planung und das Legen des Grundsteines

 

7 - Netzach - Sieg Die Auffächerung von Aktivitäten durch Gefühle Kreativität, Anarchie Der eigentliche Beginn des Baus mit dem unvermeidlich folgenden Chaos

 

8 - Hod - Glanz Die Unterscheidung durch Gliederung und Einordnung Anwendung von Logik und Verstand, Gerechtigkeit und Anpassung Der Bau des Hauses geht ordentlich und zügig vonstatten.

 

9 - Yesod - Fundament Die Grundlage aller manifester Erscheinungen (Gedankliche) Vollendung, Reflexion Das Richtfest

 

10 - Malkuth - Königreich Die Idee erlebt ihre Verwirklichung Das Ende einer Sache (und gleichzeig der Beginn einer neuen) Das Haus steht endlich und erwartet den UmzugAus diesen Bedeutungen der Zahlen können sich zusammen mit den jeweiligen Elementen sehr unterschiedliche Interpretationen der einzelnen Karten ergeben. So steht die Zehn der Kelche (also Wasser=Emotionen) etwa für die Erfüllung und das Glück, die Zehn der Schwerter (Luft=Intellekt) hingegen unter anderem Überreaktionen, Panik, einen Tiefpunkt und/oder den Untergang.

 

 Verbindung zu anderen esoterischen Systemen

Das Tarot ist ursprünglich ein genuines europäisches esoterisches System. Allerdings gibt es spätestens seit den Schriften des Golden Dawn viele sehr synkretistischen Ansätze bei der Interpretation des Tarots. Es dürfte nur wenige religiöse, spirituelle und esoterische Systeme geben, die nicht irgend jemand einmal mit dem Tarot in Verbindung brachte. Der Sinn solcher Verbindungen ist dabei häufig allerdings umstritten.

 

Weitestgehend unumstritten, auch da mittlerweile bereits traditionell, sind die Verbindungen zwischen Alchemie, Kabbala, und Astrologie und dem Tarot. Im folgenden sind lediglich die häufig im Bezug auf den Tarot verwendeten Teile dieser Systeme beziehungsweise ihre Verbindung zum Tarot dargestellt; dies ist keine Einführung in die Systeme selbst.

 

Alchemie

Aus der Alchemie hat der Tarot vor allem die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft und ihre Bedeutung übernommen. Ebenso wird das Tarot häufig, analog zur alchemischen Suche nach dem Stein der Weisen, als ein Werkzeug zur Selbsterkenntnis und Selbstvervollkommnung verstanden.

 

 Kabbala

Obwohl vermutlich unterschiedlichen Ursprungs gibt es eine Theorie die eine Beziehung zu den jüdischen okkulten Lehren der Kabbala herstellen will. Die augenfälligste Verbindungsmöglichkeit zwischen Kabbala und dem Tarot ist der kabbalistische Baum des Lebens, der aus zehn Punkten, den sogenannten Sephiroth, mit 22 Verbindungen besteht, die den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets entsprechen. Diese 22 Verbindungen können beim Tarot mit den 22 Arkana in Beziehung gesetzt werden, und die zehn sogenannten Sephiroth mit den Werten der Zahlenkarten.

 

Die Zahlen an den Pfaden entsprechen den Nummern der großen Arkana
Die Zahlen an den Pfaden entsprechen den Nummern der großen Arkana

 

I - Kether - Krone
II - Chokmah - Weisheit
III - Binah - Verstehen
IV - Chesed - Liebe
V - Geburah - Strenge
VI - Tiphareth - Essenz
VII - Netzach - Sieg
VIII - Hod - Glanz
IX - Yesod - Fundament
X - Malkuth - Königreich

Die auf das Tarot angewandten kabbalistischen Lehren entstammen zumeist einer langen Tradition der christlich/westlichen Rezeption der Kabbala. Studenten der jüdischen Kabbala, zu deren Studium unter anderem Hebräisch-Kenntnisse unabdinglich sind, weisen häufig auf Widersprüche zwischen dieser christlichen Tradition und der ursprünglichen jüdischen Kabbala und ihrer Weiterentwicklung hin.

 

Astrologie

Auch zur westlichen Astrologie werden in vielen Deutungssystemen des Tarot Verbindungen hergestellt. Ebenso gibt es einzelne Decks, die entsprechende Verbindungen zu anderen astrologischen Systemen herstellen; auf diese soll hier aber nicht eingegangen werden. Meist werden den einzelnen Karten die Tierkreiszeichen, Planeten und/oder astrologische Häuser zugeordnet, oft auch eines der vier Elemente, mit denen ja auch die Astrologie arbeitet. Deren Eigenschaften werden dann in die Deutung der jeweiligen Karte mit einbezogen. Allerdings herrscht keineswegs Einigkeit darüber, welches Zeichen zu welcher Karte gehört, und selbst einen Überblick zu geben würde den Rahmen des Artikels bei weitem sprengen. Daher als Beispiel nur die Zuordnung, wie sie Crowley für sein Tarot-System vornimmt.

 

Karte

Planet /
Sternzeichen

Karte

Planet /
Sternzeichen

Karte

Planet /
Sternzeichen

0 Der Narr

Uranus

 

 

 

 

1 Der Magier

Merkur

8 Ausgleich

Waage

15 Der Teufel

Steinbock

2 Die Hohepriesterin

Mond

9 Eremit

Jungfrau

16 Der Turm

Mars

3 Die Herrscherin

Venus

10 Rad des Schicksals

Jupiter

17 Der Stern

Wassermann

4 Der Herrscher

Widder

11 Gerechtigkeit

Löwe

18 Der Mond

Fische

5 Der Hierophant

Stier

12 Der Gehängte

Neptun

19 Die Sonne

Sonne

6 Die Liebenden

Zwillinge

13 Der Tod

Skorpion

20 Das Gericht

Pluto

7 Der Wagen

Krebs

14 Mäßigkeit

Schütze

21 Die Welt

Saturn

Auch eine der gängigen Erklärungen der Wirksamkeit von Astrologie, die Synchronizität, haben viele Tarot-Autoren übernommen; insbesondere dann, wenn das Tarot zu divinatorischen Zwecken benutzt wird.

 

Numerologie

Nahezu alle Systeme verwenden numerologische Methoden bei der Interpretation der Karten.Bei der Interpretation der großen Arkana werden häufig numerologische Methoden herangezogen, meist aber nur simple Methoden, um eine Verbindung der Karten untereinander herzustellen. Ein Beispiel: Die Karten 1- Der Magier und 2 - Die Hoheprieserin haben einen direkten numerologischen Bezug zur 3 - Die Herrscherin, zur 12 - Der Gehängte und zur 21 - Die Welt. Letzteres wird dahingehend interpretiert, dass sowohl die Beherrschung des handelnden, nach außen gerichteten Prinzips des Magiers, als auch die des kontemplativen, nach innen gerichtete Prinzips der Hoheprieserin notwendig sind, um sein volles menschliches Potential ausschöpfen zu können.Bei der Interpretation der Zahlenkarten werden meistens komplexere numerologische Systeme verwendet, die den Zahlen 1-10 jeweils eine bestimmte Bedeutung zuweisen. Problematisch allerdings ist die Tatsache, dass es sehr viele numerologische Systeme gibt, die sich teilweise erheblich widersprechen. Allerdings beruhen die meisten im Tarot verwendeten Systeme auf der kabbalistischen Interpretation der zehn Sephiroth des Baum des Lebens.

 

Beim Legen der Karten wird häufig die Summe oder Quersumme der gelegten Karten benutzt, um beispielsweise die "Essenz" oder die "Summe" der Legung festzustellen. Auch die sogenannten Geburtskarten oder Persönlichkeitskarten oder ähnliche werden in vielen Systemen durch numerologische Methoden ermittelt.

 

andereBeispiele für weitere Systeme, die häufig oder gelegentlich mit dem Tarot in Verbindung gebracht werden, sind Runen, das I Ging, die keltische Mythologie, die ägyptische Mythologie, neuerdings auch Engel und noch viele andere mehr.

 

Legen und Lesen der Karten

 

Vorbereitung

Während viele Menschen sich auf das Lesen der Karten mit ausführlichen Ritualen, die etwa Kerzen, Musik und/oder Meditationen beinhalten können, vorbereiten, verzichten andere größtenteils oder völlig darauf. Eine gewisse Konzentration gilt aber allgemein als ratsam.Deck und Legesystem sollten entsprechend der Fragestellung ausgewählt werden; dies ist jedoch, insbesondere was das Deck angeht, eine sehr subjektive Entscheidung, für die keine Regeln existieren.Ebenfalls eine persönliche Entscheidung ist es, ob man beim Mischen der Karten bestimmten Ritualen oder Methoden folgt. Wenn man mit umgekehrten Karten arbeiten möchte, ist es notwendig, eine Methode zum Mischen der Karten zu wählen, bei der umgekehrte Karten vorkommen können; dies kann beispielsweise durch Abheben und Umdrehen von Karten geschehen.

 

Legesysteme

Egal zu welchem Zweck man die Tarot-Karten deuten möchte, wenn man sich nicht darauf beschränken möchte, jeweils nur eine einzelne Karte auszuwählen, und diese zu interpretieren, benötigt man ein Legesystem. Ein Legesystem ist jedes System, in dem bestimmte Plätze bestimmt werden, und diesen Plätzen eine bestimmte Bedeutung zukommt. Ein Legesystem kann aus nur zwei Karten bestehen, andere Legesysteme beziehen mehr Karten ein, einige sogar alle 78. Als wichtig dabei gilt nicht, sich an ein bestimmtes System zu halten, sondern ein zur Fragestellung passendes auszuwählen, oder selbst eines festzulegen. Daher ist die Anzahl der möglichen Legesysteme unbegrenzt.

 

Als Beispiele hier nur zwei Legesysteme; einmal eine einfache mit drei Karten, und einigen möglichen Bedeutungen der Positionen, und einmal das Keltische Kreuz, die am häufigsten beschriebene Legemethode.

Legen mit 3 Karten
Legen mit 3 Karten

  1. 1Vergangenheit
  2. 2Gegenwart
  3. 3Zukunft
  1. 1Ich
  2. 2Partner/in
  3. 3Umwelt
  1. 1Was spricht dafür
  2. 2Was spricht dagegen
  3. 3Was passiert, wenn ich nichts tue
Das Keltische Kreutz
Das Keltische Kreutz

  1. 1 Ausgangssituation
  2. 2 Weitere Einflüsse
  3. 3 Wurzel
  4. 4 Jüngere Vergangenheit
  5. 5 Mögliches Ergebnis
  6. 6 Nähere Zukunft
  7. 7 Selbst
  8. 8 Umwelt
  9. 9 Hoffnungen und Ängste
  10. 10 Ergebnis
  1. 1 Darum geht es
  2. 2 Das kommt hinzu
  3. 3 Das wird gespürt
  4. 4 Das hat dahin geführt
  5. 5 Das wird erkannt
  6. 6 So geht es weiter
  7. 7 So sieht es der Frager
  8. 8 So sehen es die anderen
  9. 9 Das erwartet oder befürchtet der Frager
  10. 10 Dorthin führt es

Es gibt diverse Variationen des Keltischen Kreuz. Während das eigentliche Legemuster bei all diesen Variationen gleich ist, bestehen insbesondere hinsichtlich der Reihenfolge und Bedeutung der Karten 3-6 Differenzen.

 

 Umgekehrte Karten

Je nachdem, wie die Karten gemischt wurden, ergeben sich unter Umständen beim Legen Karten, die auf dem Kopf stehen. Viele, vor allem neuere Tarot-Systeme drehen diese Karten einfach wieder in die "richtige" Position.Historisch allerdings wurden diese Karten (und werden in einigen Systemen bis heute) als das genaue Gegenteil der Bedeutung der Karte interpretiert. Würde also eine bestimmte Karte in einer bestimmten Position Plötzlicher Reichtum bedeuten, bedeutet sie umgekehrt Plötzliche Armut.Dies wurde von vielen späteren Autoren allerdings als zu einseitig betrachtet, so dass umgekehrte Karten heute von den meisten Systemen so interpretiert werden, dass die grundsätzliche Bedeutung zutrifft, es aber einen problematischen Aspekt gibt. Um beim obengenannten Beispiel zu bleiben, die Karte mag eine Gehaltserhöhung bedeuten, aber vielleicht muss man noch explizit darum bitten.

 

Kritik am Tarot

Insbesondere gegen die divinatorische Nutzung des Tarots wird häufig, wie gegen alle anderen Arten der Wahrsagerei, eingewandt, dass es für die Zuverlässigkeit der Ergebnisse keinen Beweis gebe. Allerdings gehen die meisten neueren Autoren und Tarot-Leser davon aus, dass das Tarot ohnehin nicht unumgängliche und überraschend eintretende Ereignisse vorhersagen könne, sondern lediglich Tendenzen anzeige; etwa im Sinne von: "Wenn sich an der Situation nichts ändert, wird X eintreten." Dennoch ist auch dies natürlich nicht im Sinne eines wissenschaftlichen Beweises belegbar.

 

 Das Tarot wird, wie andere Wahrsage- und Beratungsmethoden auch, gelegentlich zum Betrug missbraucht, etwa um "Schutzamulette" gegen angebliche "Verhexungen" zu verkaufen, oder auch nur weitere Sitzungen. Gerade bei telefonischen Beratungen kommt es auch vor, dass nicht für jeden Anrufer tatsächlich die Karten gelegt werden, sondern die Berater einige wenige vorgefertigte Legungen vorliegen haben, die dann einfach vorgetragen werden, unabhängig von Frage und Fragesteller.

 

Weiterhin wird das Tarot, insbesondere von religiösen Gruppen, häufig mit magischen Praktiken, und/oder Satanismus in Verbindung gebracht. Dies geht nicht zuletzt auf Aleister Crowley als angeblich bekannten Schwarzmagier zurück. Zwar gibt es eine Reihe von magischen Ritualen, in denen Tarotkarten verwendet werden; auch gibt es satanistische Schulen, welche das Tarot benutzen; allerdings lässt sich daraus keineswegs schließen, dass jeder Benutzer und jede Benutzerin des Tarots damit magische oder satanistische Ziele verfolge. Ganz im Gegenteil gibt es sogar explizit christliche Tarotdecks und explizit christliche Tarot-Deutungen.