Sigillen erstellen

Eine Sigille ist ein Symbol, dass aus dem Buchstaben eines Wortes besteht. Es gibt viele verschiedene Varianten. Ich möchte euch auf der Seite zwei Varianten vorstellen, die ich nutze. Die fertigen Sigillen kannst du zum Beispiel in Kerzen ritzen oder auf Amulette malen.

 

Wunschsigille

 

Um eine Wunsch-Sigille zu erstellen, schreibe ich mir als erstes meinen Wunsch auf einen Schmierzettel auf. Er sollte positiv formuliert und im Präsens sein.

{Beispiel}

Gut: Ich wünsche mir eine gute Note.

Schlecht: Ich wünsche mir, dass ich keine schlechte Note bekommen werde.

 

Danach streiche ich alle doppelt vorkommenden Buchstaben durch und schreibe mir die übrigleibenden Buchstaben auf.


Ich wünsche mir eine gute Note → ICHWÜNSEMRGUTO

Im nächsten Schritt nehme ich mir gutes Papier und einen Stift. Ich bilde aus den Buchstaben ein Symbol, eine Runen, ein Bild oder Sonstiges und schreibe das Buchstaben-Gebilde auf das Papier. Danach verziere ich es mit anderen Symbolen, Wörtern oder Bildern. Zum Beispiel ein Pentagramm zum Schutz o.Ä..
Ich habe bei dem Beispiel einen grünen Stift verwendet, da ich damit Erfolg und richtige Aufgaben verbinde. Außerdem habe ich das Symbol mit kleinen 1en, 2en und Plus Zeichen versehen.


Gute-Note-Wunschzettel


Am Ende übergebe ich meinen Wunschzettel einem Element. Meistens verbrenne ich den Zettel. Man könnte ihn aber auch vergraben, in einen Fluss werfen usw…

 

Thebanische Sigillen

 

Diese Sigillen sehen sehr hübsch aus und sind gut geeignet, um sie dauerhaft irgendwo hinzumalen. Zum Beispiel auf ein Amulett. Ich gehe dabei sehr ähnlich vor, wie bei dem Wunschzauber. Es gibt aber ein paar Unterschiede.
Zuerst nehme ich ein einzelnes Wort, dass meine Absicht repräsentiert. Zum Beispiel Geld, wenn ich mehr Geld haben möchte.
Ich streiche alle doppelten Buchstaben aus dem Wort. Als nächstes schreibe ich das Wort in der Thebanischen Schrift auf.


Jetzt kommt das schwierigste! Ich füge die einzelnen Symbole zu einem zusammen. Dabei verschmelzen manche Buchstaben oder werden abstrakter dargestellt. Meistens brauche ich mehrere Versuche, bis es hübsch aussieht. Hier solltest du dir genug Zeit lassen.
Nach diesem Schritt ist die Sigille auch schon fertig.

 

Sigillen

Was sind Sigillen?

"Die Sigillenmagie zählt zu den wirkungsvollsten und ökonomischsten magischen Disziplinen überhaupt. Sie verzichtet weitgehend auf die Einbindung in komplizierte Rituale, benötigt so gut wie überhaupt kein Zubehör, ist unabhängig von allen weltanschaullichen und dogmatischen Vorgaben und ist wegen ihrer Schlichtheit außerordentlich schnell und mühelos zu erlernen. Was aber wohl das Wichtigste sein dürfte: Keine uns heute bekannte Technik ist wirkungsvoller, bietet auch dem Anfänger sofort eine Chance, sich von ihrer Kraft und seinen eigenen Fähigkeiten derart schnell und zuverlässig zu überzeugen!"

(Austin Osman Spare)

 

Ein wenig Geschichte

Sigillenmagie ist eine alte Kunst. Bereits in der Antike gibt es Sigillenähnliche Amulette, die verschiedensten Göttern und Göttinnen geweiht sind, und auch im Mittelalter wurde sie von Alchemisten, Hexen und Magiern ausgeübt und verfeinert, aber die "moderne" Sigillenmagie hat kaum noch etwas mit den altertümlichen "Siegeln" zu tun, mit denen man Geister, Götter und Dämonen rufen oder bannan konnte. Ein solches Siegel findet sich zum Beispiel auch in Goethes "Faust", ein magisches Zeichen, durch das er Macht über ein Erdelementar erhält. In den kabbalistischen Schriften wird jedem Engel ein Siegel zur Anrufung zugeordnet, meist hochkompliziert und schwer zu verstehen.

 

"Moderne" Sigillenmagie

Die Sigillenmagie, mit der ich mich im Folgenden beschäftigen will, ist etwas anderes. Ich verwende sie, um ein Tor zu meinem Unterbewusstsein zu öffnen und gleichzeitig das ewig zeternde und zweifelnde Ego aus der Magie herauszuhalten. Ich benutze sie, um meine Wünsche zu klären, um sanften Druck auszuüben, wenn mal etwas klemmt.
Sigillen formulieren Wünsche in eine Form um, die nur das Unterbewusstsein versteht, das Bewusstsein und damit das Ego aber nicht.

Die "klassische" Sigille

Ein wichtiger Teil der Sigillenmagie ist, den Wunsch so zu formulieren, dass er nur vom Unterbewusstsein, nicht aber vom Bewusstsein verstanden werden kann. Dazu muss man seinen Wunsch zunächst einmal klar und deutlich formulieren. Wozu das nötig ist, wenn hinterher sowieso ein totales Chaos an Buchstaben herauskommt, die nicht im entferntesten an den ursprünglichen Wunsch, geschweige denn dessen Formulierung erinnern? Du erinnerst dich vielleicht nicht daran, was das seltsame Zeichen, der eigenartige Satz oder das abstrakte Bild bedeutet hat, dein Unterbewusstsein aber sehr wohl. Und damit es dich nicht falsch versteht, ist ein wenig Vorsicht beim Formulieren geboten.


Wichtig ist zum Beispiel, keine Negationen zu verwenden. Wenn du beispielsweise ruhiger und besonnener reagieren möchtest, weil du findest, dass du bei jedem Mückenschiss in die Luft gehst, dann formuliere deinen Wunsch positiv ! Das Schlimmste, was du machen kannst, ist, eine Sigille oder ein Mantra aus einem Satz wie "Ich will nicht mehr so schnell wütend werden" machen. Das Unterbewusstsein arbeitet hervorragend mit Bildern, Klängen, Gefühlen, Gerüchen und sogar Geschmäcken, aber die Bedeutung des Wortes "Nein" ist ihm leider nicht bekannt. Und es ist kaum Wahrscheinlich, dass du deinem Unterbewusstsein beibringen kannst, was die gesamte Evolution nicht geschafft hat. ;-)


Formuliere deinen Wunsch statt dessen positiv, vielleicht so: "Ruhe und Kraft begleiten mich den ganzen Tag". Du kannst das auch kürzen, so dass am Ende nur ein oder zwei Worte stehen bleiben, die aber genau das ausdrücken sollten, was du dir wünschst. In unserem Beispiel wäre das dann etwas wie "Ruhiges Gemüt" oder "Gelassenheit", je nachdem, was auf deine Situation und deinen Wunsch besser passt.


Nachdem du deinen Wunsch konkret, aber kurz und knapp formuliert hast, geht es an den "Feinschliff" und die ersten Verfremdungen. Schreibe deinen Wunsch auf und streiche doppelte Buchstaben. Um bei dem Beispiel zu bleiben, wenn du die Gelassenheit wünschst, wäme nach dem Durchstreichen aller doppelt vorkommenden Buchstaben "Gelasnhit" heraus. Ein wenig spektakuläres Wort, zugegeben, aberes erfüllt seinen Zweck.
Jetzt kannst du die Buchstaben, die übrig sind, zu einer grafischen Sigille weiter verarbeiten. Gestalte die Sigille so, dass sie dir richtig vorkommt - du wirst wissen, wann deine Sigille fertig ist. Symmetrisch oder asymmetrisch, einfach oder komplex, das ist alles dir überlassen. Versuche, ein für dich harmonisch aussehendes Bild zu entwickeln, lass dir Zeit. Dein Wunsch sollte dir ein paar Minute mehr ruhig wert sein.

Das Sigillenmantra

Was ist ein Mantra?

Mantras [sind] feinstoffliche Klangkörper, welche in sich eine psychische und magische Kraft tragen. Ihr grobstoffliches Trägermedium ist ein Ton oder ein Wort. Nach langer Zeit der Übung ist es möglich die Mantras nur innerlich zu sprechen oder leise zu murmeln.

Quelle

Das Sigillenmantra bilden

Im Gegensatz zu anderen Anwendungen von Mantren wird ein Sigillenmantra genau wie eine Sigille verwendet, um den vorher formulierten Wunsch in das Unterbewusstsein zu befördern. Die Formulierung des Wunsches geht dabei genau so von Statten wie auch schon bei der "klassischen Sigille" nach Austin Osman Spare. Nachdem der Wunsch oder das Ziel so reduziert wie möglich ist, wird er so umformuliert, dass ein angenehm klingendes Wort oder mehrere Worte herauskommen.
Das aus dem Wort Gelassenheit durch Streichen der doppelten Buchstaben entstandene "Gelasnhit" kann zu "Sith Nalge", "Anges Hilt" oder auch zu "Alg Hen Tis" umformuliert werden. Was du auch immer für eine Form wählst, sie sollte gut auszusprechen und einprägsam sein.

Das Streichen der Doppelten Buchstaben ist bei einem Sigillenmantra übrigens manchmal recht hinderlich, vor allem, wenn es sich um ein längeres Wort mit vielen verschiedenen Konsonanten, aber nur wenigen unterschiedlichen Vokalen handelt. In so einem Fall ist es besser, nur die doppelten Konsonanten zu entfernen und so viele Vokale, wie nötig sind, um ein gut sprechbares Mantra zu bilden, stehen zu lassen.
Improvisieren ist durchaus erlaubt!

Freistilsigillen

Bei der Freistilsigille habe ich mich an Jan Fries orientiert. In seinem Buch "Visuelle Magie" geht er auf das automatische Zeichnen und seine verborgenen Kräfte ein, die man unter anderem auch zur Herstellung von sehr schönen, sehr einprägsamen und sehr kraftvollen Sigillen verwenden lässt.
Eine Freistilsigille ist nach meiner Definition nichts anderes, als eine Sigille, bei der man weder auf die Aussprache wie bei einem Sigillenmantra, noch auf die Form wie bei der klassischen Sigille hinarbeitet. Man lässt sich die Sigille viel eher organisch entwickeln.

 

Organische Sigillen

Wie bitteschön soll sich denn eine Sigille organisch entwickeln, wirst du dich jetzt vielleicht fragen... Das ist einfacher, als es sich anhört. Nicht die Sigille zeichnen, sondern die Sigille zeichnen lassen , da liegt das Geheimnis und die einzige Schwierigkeit dieser Methode. Denn um die Sigille "fließen" zu lassen, muss eine direkte Verbindung zum Unterbewusstsein aufgebaut werden. Wie du diese Verbindung am besten herstellst, weißt du sicher selbst, falls nicht, hier ein paar Anregungen:

  • Du kannst ein wenig meditieren, um den Kopf von allen störenden Gedanken zu klären.
  • Du kannst tanzen, singen, toben, trommeln, dich verausgaben, um deinen Geist wie auch deinen Körper zu erschöpfen.
  • Du kannst so lange wirres Zeug reden oder schreiben, bis du in eine leichte Trance fällst (Vorsicht, bei dieser Methode kann es vorkommen, dass man in eine etwas tiefere Trance fällt...).
  • Du kannst jede andere Tätigkeit ausüben, die dir hilft, deine bewussten Gedanken zu klären oder abzuschalten.

Egal, was du tust, du wirst merken, wenn du tief genug in Trance bist, um deinem Unterbewusstsein die Kontrolle über deine zeichnende Hand zu überlassen. Zeichne so, wie es dir richtig erscheint, und versuche nicht, ein bestimmtes Muster oder ein bestimmtes ästhetisches Endprodukt zu erzielen, sonst pfuscht dir dein Bewusstsein und damit auch dein Ego in die Herstellung deiner Sigille hinein. Versuche statt dessen, während du zeichnest intensiv und möglichst sinnesbetont an deinen Wunsch zu denken, stelle dir den Wunsch positiv vor und versuche, die Energie, die dabei entsteht, in die entstehende Sigille hineinzuleiten.
Es ist wahrscheinlich, dass du eine ganze Menge Anläufe brauchst, bis du zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommst, zu einer Sigille, die dir das Gefühl gibt, deinen Wunsch vollkommen darzustellen, zu verkörpern . Du kannst immer wieder von vorne anfangen oder Teile aus alten Sigillenbildern, die dir noch nicht ganz korrekt erscheinen, übernehmen, um sie dann weiterwachsen zu lassen, eine neue organische Einheit bilden zu lassen.

Laden...

Wenn Du eine ansprechende Sigille entworfen hast, hast du den Körper der Sigille fertig: Das Gerüst steht. Jetzt musst du diesen Körper noch füllen, und das machst du mit Energie.


Es gibt Menschen, die haben ein ganz intuitives Gespür für Energie, wie mit ihr umzugehen und wie sie zu lenken ist. Wenn du zu diesen Menschen gehörst, dann weißt du selbst, wie du die Sigille am besten auflädst.
Ansonsten kannst du durch ein Gebet die Sigille laden, aber auch durch extatische Techniken wie Tanz, Trommeln, Singen oder ähnliches. Du kannst auch Meditieren, um so einen direkten Zugang zur Energie zu bekommen, dazu visualisierst du einen Strahl als reiner, gebündelter Kraft, der dich entweder durch dein Kronen- oder durch dein Basischakra erreicht - verlasse dich hier auf deine Eingebung, auf das, was dir "sinnvoller" erscheint.


Auch starke Emotionen wie Wut, Hass, Liebe, oder auch eine starke physische Reaktion wie ein orgasmus eignen sich dafür, genausogut kannst du auch ein eigenes Ritual entwerfen oder sonst tun, was immer du für richtig hältst. Versuche, die Energie möglichst genau zu fokussieren und zu verankern, damit sie sich nicht bei der nächsten Möglichkeit wieder verflüchtigt.


Wenn du die Sigille geladen hast, versenk sie in deinem Unterbewusstsein. Das geht besonders gut, wenn man nachts kurz aufwacht, morgends nach dem Aufstehen, in oder nach der Meditation, mit einem Ritual etc.

...und vergessen

Hast du schon einmal versucht, etwas auf Kommando zu vergessen? Das erweist sich nach einigen Versuchen als sehr schwierige Sache...


Um die Sigille wirklich zu aktivieren, ist es aber unrelässlich, sie ins Unterbewusstsein zu versenken (wie du im vorigen Kapitel erfahren hast) Und sie danach zu vergessen! Nur dadurch lässt du deinem Unterbewusstsein wirklich freie Hand, die Sigille umzusetzen und deinen Wunsch zu erfüllen.


Dieser "Vergessenszwang" legt nahe, mehrere Sigillen kurz hintereinander zu fertigen.


Jan Fries schlägt noch eine andere Methode vor: Um zu vergessen, wofür die Sigille geschaffen wurde, kannst du beginnen, zu zweifeln. Du kannst dir ja garnicht sicher sein, dass diese Sigille für den bestimmten Zweck geschaffen wurde - vielleicht trügt dich deine Erinnerung ja? Wer weiß, was dir deine Gedanken vorgaukeln! Und so weiter.
Ich empfinde diese Methode zwar als ziemlich nervenaufreibend, aber dafür ziemlich wirksam. :o)


Vielleicht fällt es dir aber auch am leichtesten, die Sigille loszulassen, wenn du sich vernichtest, rituell verbrennst, vielleicht mit Kräutern deiner Wahl, indem du sie vergräbst, in ein Gewässer wirfst... Was auch immer. Wichtig ist nur, dass Du den Wunsch vergisst, nachdem Du ihn in Form der Sigille abgeschickt hast.


Es ist ähnlich, wie etwas zu pflanzen. Die Sigill ist der Samen, der sich in deinem Unterbewusstsein entfaltet, und wenn die Saat gut angeht, erblüht. Wenn die Saat nicht angeht, wird dir auch das aufwendigere Aufladen oder Versenken nichts nützen, denn dann ist die Zeit zum säen einfach noch nicht reif.


Es ist auch möglich, das das Samenkorn eine Zeit nur in deinem Unterbewusstsein schlummert, ohne dass sich etwas tut, um sich dann, wenn die Bedingungen günstig sind, zu entfalten.

Übungen

Eine Sigille herstellen

Dieses Mal fallen die Übungen eher mager aus, aber es ist ja auch eine Menge Theorie zu verinnerlichen. Die einzige Übung, die ich an dieser Stelle vorschlagen möchte, ist, selbst eine Sigille herzustellen, zu laden - und zu vergessen. Ich denke, dass du keine weitere Anleitung benötigen wirst, sei offen, kreativ und spontan, dann wird sich das Samenkorn sicher entfalten.

 

 

Literaturempfehlungen und weiterführende Links

„Visuelle Magie“ von Jan Fries
„Drei Wünsche“ und „Zaubergarn“ von Luisa Francia
„Runen“ von Kenneth Meadows

http://silverraven.de/silver/chaos-sigill.htm
http://www.boudicca.de/sigils.pdf